Urlaub bleibt ein Lebenszweck
Trotz Krise ist die Reiselust der Deutschen ungebremst / Tourismusbranche freut sich über ein Rekordjahr / All-Inklusiv und Spezialreisen sind im Trend / Branche klagt über Steuerlast
06. Mär. 2012 –
Zum Start der Internationalen Tourismusbörse (ITB) an diesem Mittwoch freuen sich Veranstalter und Reisebüros über ein ausgeprägtes Urlaubshoch. „Die Reiselust der Deutschen ist ungebrochen“, stellt der Präsident des Deutschen Reiseverbands (DRV), Jürgen Büchy, fest. 61 Milliarden Euro haben die Bundesbürger im vergangenen Jahr für Auslandsaufenthalte ausgegeben, mehr als alle anderen Nationen der Welt.
Die Anbieter von Pauschalreisen und die Reisebüros melden Rekordumsätze. Gut 23 Milliarden Euro oder zwei Prozent Umsatzplus melden die heimischen Veranstalter. Die Erlöse der Agenturen stiegen sogar um fast zehn Prozent. Und für das laufende Jahr ist die Branche ebenfalls zuversichtlich, dass die ferienbegeisterten Bundesbürger für die schönste Zeit des Jahres noch einmal tiefer in die Tasche greifen werden.
Das Mittelmeer bleibt eines der Lieblingsziele im Ausland. Spanien hat wieder Boden gut machen können. Auch die Türkei und Griechenland waren 2011 gefragt. In diesem Jahr wirkt sich allerdings die mit Unruhen einhergehende Krise Griechenlands auf das Buchungsverhalten aus. Bis zum Sommer, so hofft Büchy, hole Hellas den Rückstand wieder auf. Schließlich beschränkten sich die Krawalle auf große Städte wie Athen oder Thessaloniki. An den Stränden oder auf den Inseln sei davon nichts zu spüren. „Griechenland kann auf die Treue vieler Stammgäste zählen“, sagt Der DRV-Chef. Auch nach Ägypten zieht es wegen der Unruhen dort weniger Touristen als üblich. Gut laufen dagegen Ziele in der Türkei und Kroation. Gefragt, vor allem bei Familien, sind Komplettpakete bei den Pauschalreisen. All-Inklusiv verzeichnet wegen der verlässlichen Kalkulationsbasis vor allem bei Urlaubern mit eher knappen Budget Zuwächse. Auch Spezialreisen, auf denen gewandert oder besonders auf Kultur geachtet wird, erfreuen sich einer wachsenden Beliebtheit.
Die heimischen Ziele stehen ebenfalls so hoch im Kurs wie nie zuvor. In diesem Jahr will die Tourismuswirtschaft die Marke von 400 Millionen Übernachtungen knacken. 2011 blieb das Beherbergungsgewerbe nur knapp darunter. Hotels und Pensionen haben das Umsatzniveau aus Zeiten vor der Finanzkrise wieder erreicht. 60 Milliarden Euro nahmen sie ein. In diesem Jahr erwartet der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) noch einmal zwei Prozent mehr Gäste.
Sorgen bereitet BTW-Chef Klaus Laepple Gegenwind aus der Politik. „Was unsere Branche braucht, ist mehr Verständnis für ihre Arbeit“, fordert der Verbandschef. Die Luftverkehrssteuer, Proteste gegen den Neubau von Bahnhöfen oder Flugplätzen oder die in manchen Kommunen erhobene Bettensteuer treiben die Branche um. Internationale Wettbewerber würden nur darauf warten, Gäste aus Deutschland abzuwarten, warnt Laepple.
Bis zum kommenden Sonntag trifft sich die Branche in Berlin auf der ITB, der größten Reisemesse der Welt. Die Messe meldet ein ausgebuchtes Gelände. Über 10.000 Aussteller aus 187 Ländern haben sich angemeldet. Bis zum Freitag bleiben die Messehallen unter dem Funkturm dem Fachpublikum vorbehalten. Am Wochenende dürfen dann auch normale Besucher zu Fuß eine kleine Weltreise unternehmen.