Vereine sollen für Fanrandale in Zügen bezahlen

Bahn will Beteiligung der Fußballclubs auf Randale-Gipfel durchsetzen / Millionenschaden durch kleine Fangruppen

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Von Wolfgang Mulke

24. Mai. 2012 –

Die Deutsche Bahn will die Fußballclubs für die durch ihre Fans in den Zügen angerichteten Schäden zur Kasse bitten. Das Beispiel der Niederlande könne als Vorbild dienen, schlägt Vorstand Gerd Becht vor. Dort inspizieren Bahn und Vereinsvertreter Sonderzüge zu Fußballspielen vor der Abfahrt und nach der Ankunft. Für den dazwischen durch Hooligans verursachten Schaden kommen die Vereine dann auf.


Doch noch stößt die Forderung der Bahn auf Widerstand der Clubs, die sich für den harten Kern der Ultras nicht verantwortlich machen lassen wollen. Becht kündigte Gespräche mit allen Beteiligten noch vor Beginn der kommenden Saison an. „Wir wollen einen Fußball-Fangipfel veranstalten“, sagt der Vorstand. Dort sollen auch Wege gefunden werden, der wachsenden Ausschreitungen in Zusammenhang mit Fußballspielen zu begegnen. Neben den Sportverbänden sollen auch Fanvertreter zu dem Treffen eingeladen werden.


Nach Angaben der Bahn werden die Ausschreitungen immer heftiger. An jedem Wochenende fahren rund 100.000 Zuschauer mit dem Zug zum Spielort. Zwei Prozent der Vereinsanhänger stuft die Bahn in die Kategorie C ein. Sie gelten als gewaltbereit. Sachbeschädigung, Körperverletzung, Schwarzfahren, Hausfriedensbruch und die Störung des Eisenbahnverkehrs sind die häufigsten Delikte, die von der Bundespolizei auf dem Bahngelände feststellt. Den allein durch Fans verursachten Schaden beziffert das Unternehmen auf einen einstelligen Millionenbetrag im Jahr.


Erst kürzlich hatten enttäuschte Schlachtenbummler des Bundesligaabsteigers Hertha BSC auf den Rückfahrt vom entscheidenden Spiel in Düsseldorf einen Sonderzug mehr oder minder zerlegt. Dabei erhält der Club aus der Hauptstadt in dieser Beziehungen eher gute Noten. Ebenso wie in Kaiserslautern, Stuttgart, Wolfsburg und Braunschweig arbeitet der Club eng mit der Bahn zusammen, um Randale zu vermeiden. Womöglich kann Hertha auch nicht anders, denn der Konzern ist der wichtigste Werbepartner des Zweitligisten.


Es gibt auch negative Beispiele. Vor allem die Anhänger von Eintracht Frankfurt fallen durch Zerstörungen auf. Auch Fans aus Rostock, St. Pauli, Dresden und dem 1. FC Köln sind besonders häufig an Randale beteiligt. Dabei finden die Auseinandersetzungen mit anderen Fahrgästen und der Polizei durchaus nicht nur an den Spielorten statt. Mitunter kreuzen sich die Wege der Fankolonnen auf neutralem Gebiet. Dann gehen die gewaltbereiten Reisenden fern des Stadions aufeinander los. So haben auch bundesligafreie Städte wie Koblenz, Mannheim oder Kassel Ärger mit wildgewordenen Anhängern. Auch sind Ausschreitungen kein allein im Profifußball beheimatetes Problem. „Es gibt problematische Fanbewegungen bis in die fünfte Liga hinunter“, berichtet Becht.







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