Versicherungswirtschaft wittert Kampagne gegen die Riesterrente

Riester lohnt sich nach Berechnungen der Branche doch für viele

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Von Wolfgang Mulke

06. Dez. 2011 –

Der Streit um die Riester-Rente geht weiter. Nachdem das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) der Förderrente in der vergangenen Woche schlechte Noten erteilte, kontert der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) das Testat nun mit eigenen Berechnungen. „Und sie lohnt sich doch“, sagte Peter Schwark vom Hauptpräsidium des Verbandes.


In den Beispielrechnungen des GDV beginnt bei einem heute 35-jährigen Single mit einem Jahreseinkommen von 35.000 Euro der „Gewinn“ aus der Riester-Rente, wenn er 74 Jahre alt wird. Dann hat er sieben Jahre Ruhestand hinter sich und die eingezahlten Beträge wieder herausbekommen. Mit 75 Jahren sind dann auch die staatlichen Zulagen wieder zurückgeflossen. Von nun an erhöht sich die Rentabilität mit zunehmendem Lebensalter. Wenn er 90 Jahre alt wird, kommt er auf eine Rendite von 4,33 Prozent. Das ist der ungünstigste Fall unter den Musterbeispielen.


Denn sobald Kinder im Haushalt sind, erhöhen sich die Erträge aus der Förderrente durch Extrazulagen erheblich. Eine Alleinerziehende mit einem Jahreseinkommen von 18.000 Euro hat mit 71 Jahren den eigenen Einsatz wieder heraus. Mit 74 Jahren sind ihre Zulagen ausgezahlt worden, dann besteht die Rente aus den Zinsen. So kommt sie auf eine Rendite von 6,33 Prozent, sofern sie das 90. Lebensjahr erreicht. Den Vorwurf des DIW, das Geld sei im Sparstrumpf oft besser aufgehoben, weist die Branche zurück. Dann wäre das Guthaben nach nur acht Jahren aufgezehrt, betont Schwark.


Nach Berechnungen des DIW stellt sich die Gewinnphase erst einige Jahre später ein. Hauptvorwurf des Instituts ist die von den Unternehmen kalkulierte hohe Lebenserwartung der Versicherten. Sie liegt deutlich höher, als die vom Statistischen Bundesamt berechnete. Deshalb zahlen die Versicherungen geringere Renten als möglich, weil die erwirtschafteten Erträge ja für einen längeren Zeitraum reichen müssen. Die Branche verteidigt diese Praxis. In der Vergangenheit habe das Bundesamt die tatsächliche Entwicklung regelmäßig unterschätzt, sagt GDV-Chefmathematiker Johannes Lörper. 1986 erwartete das Statistikamt, dass von damals je 100.000 65-jährigen 21.601 über 85 Jahre alt werden. Tatsächlich traf dies auf 31.530 zu. Wenn die Versicherungen mit ihren Prämien und Reserven auskommen wollen, müssten sie eigene Berechnungen anstellen, betonte Lörper, der von einem anhaltenden Trend zu einer höheren Lebenserwartung ausgeht.


Die anhaltende Kritik von Verbraucherschützern und Wirtschaftsexperten an der Riester-Rente hält der Verband für eine „politische Kampagne“. Riester solle diskreditiert werden, um damit die gesamte Rentenreform des Jahres 2001 zu diskreditieren, behauptet Schwark. Damals wurde die Privatrente als Ergänzung zur gesetzlichen Altersvorsorge eingeführt.

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