Vorsicht Pflege!

Pflege kostet meist mehr Geld als es von der gesetzlichen Versicherung gibt/ Eine Zusatzpolice kann sinnvoll sein

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15. Jan. 2010 –

Pflege ist teuer. Und häufig reichen die Leistungen aus der gesetzlichen Versicherung nicht aus, um alle Kosten abzudecken. Im Zweifelsfall müssen Angehörige die Betreuung mit finanzieren. Wer Kindern und Enkeln nicht zur Last fallen will, sorgt vor. Eine private Zusatzpolice schließt die Lücke und entlastet das Familienbudget. Der Vertrag lohnt sich aber nur, wenn er früh genug abgeschlossen wird.

 

Es ist schnell vorgerechnet, wie  groß die Kluft zwischen den tatsächlichen Kosten und den Leistungen aus der Pflegekasse sein kann: Monatlich 3.000 Euro kostet ein Heimplatz in der höchsten Pflegestufe im Durchschnitt. Bis zu 1.510 Euro, im Härtefall auch bis zu 1825 Euro, gibt der Staat zu den dadurch entstehenden Ausgaben hinzu. Für Unterbringung, Ernährung und zusätzliche Aufwendungen müssen Versicherte selbst aufkommen. Da ist die Rente schnell aufgebraucht und Angehörige müssen für die restlichen Kosten aufkommen – falls sie es können. Nur wenn nicht genügend Geld in der Familienkasse ist, springt das Sozialamt ein.       

 

Das Pflegheim ist für viele Betroffene jedoch der letzte Ausweg. Von den über zwei Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland werden zwei Drittel zuhause versorgt – durch die Familie und ambulante Dienste. Auch die Kosten für das Waschen, Betten machen oder Stützen in der häuslichen Umgebung fallen häufig höher aus als die Mittel aus der Pflegeversicherung. Betreuende Familienmitglieder oder andere nahestehende Personen bekommen vom Staat ein monatliches Pflegegeld von bis zu 685 Euro. Und Hausbesuche von Pflegekräften werden mit maximal 1918 Euro im Monat bezuschusst. Beide Leistungen können zwar kombiniert werden, dann verringern sich jedoch die Beträge. Hinzu kommen noch weitere Hilfen, wie zum Beispiel Zuschüsse zur Wohnungsanpassung oder zur Kurzzeitpflege.  

 

Eine kostengünstige Alternative zur Unterbringung im Heim ist die häusliche 24-Stunden-Betreuung. Agenturen die Hilfs- und Pflegekräfte aus Osteuropa vermittelten bieten diesen Service. Zwischen 1.200 Euro und 2.500 Euro plus freie Kost und Logis veranschlagten die Vermittlungsagenturen dafür. Das zumindest sind die Preise der Agenturen die die Stiftung Warentest im letzten Jahr unter die Lupe genommen hatte. Leider fielen alle Anbieter negativ auf, weil sie „rechtlich bedenkliche Äußerungen“ machten. Ohne weiteres dürfen noch keine Osteuropäischen Arbeitskräfte eingestellt werden.

 

Derlei Befürchtungen kommen bei zugelassenen ambulanten Pflegediensten sicher nicht auf. Sie  sind lediglich teurer, und eine 24-Stunden-Betreuung ist schwer zu finden. Zwischen 2.700 Euro und 3.200 Euro fallen für den Rund-um-die-Uhr-Service laut Verbraucherzentralen an. Je nach Aufwand kann es aber auch deutlich teurer werden. Betreutes Wohnen in einer Wohngemeinschaft kann ebenso eine Alternative zur Unterbringung im Heim sein. Jedoch ist auch das  nicht viel preiswerter. Schnell kommen für Unterkunft, Lebensmittel, Pflege und Betreuung 3.000 Euro im Monat zusammen.

 

Wie schließen Versicherte nun die finanzielle Lücke zwischen den anfallenden Kosten und den staatlichen Leistungen? Die Stiftung Warentest empfiehlt eine private Pflegetagegeldversicherung. Im Ernstfall zahlt sie pro Tag einen bestimmten Betrag. Nicht für jeden ist die Police allerdings sinnvoll. „Sie kommt nur in Frage, wenn Versicherte beim Abschluss nicht älter als 55 Jahre und kerngesund sind“, erklärt Sabine Baierl-Johna von der Abteilung Finanzdienstleistungen. Außerdem sollten Kunden sich sicher sein, dass sie die hohen und in Zukunft voraussichtlich weiter steigenden Beiträge dauerhaft aufbringen können.

 

2009 hat die Zeitschrift Finanztest 26 Tarife auf den Prüfstand gestellt. Je nach Alter und Geschlecht schwankten die Beiträge zwischen 20 Euro und 122 Euro. Der Test zeigt: Frauen zahlen in der Regel mehr. Und teuer heißt nicht gleich gute Leistungen. Auch wenn Frauen mehr berappen müssen, vor allem für sie ist die Zusatzversicherung sinnvoll. Denn in der Regel wird zuerst der Mann hinfällig und die Ehefrau oder Partnerin übernimmt alle Aufgaben. Wird sie später selbst von fremder Hilfe abhängig, ist das private Vermögen oftmals aufgezehrt. Menschen mit stark schwankenden oder unsicheren Einkommen sollten jedoch besser auf eine andere Art Vorsorgen, zum Beispiel mithilfe von Bank- oder Fondssparplänen oder Bundeswertpapieren.

 

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