Weniger Ausgaben für private Altersvorsorge

Bereitschaft zum Sparen für den Ruhestand geht zurück/ Riester-Rente unbeliebter

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04. Okt. 2012 –

Heute geben die Deutschen weniger für ihre private Altersvorsorge aus als vor der Wirtschafts- und Finanzkrise. 185 Euro investieren Berufstätige heute im Schnitt im Monat in entsprechende Vorsorgeprodukte. 2005 waren es noch 204 Euro. 42 Prozent von ihnen wollen zudem ihre private Altersvorsorge nicht mehr erweitern. Das geht aus einer aktuellen Studie der Postbank hervor. Als „alarmierend“ bezeichnet Michael Meyer, der Privatkundenvorstand des Instituts, diese Entwicklung.

 

Besorgniserregend sei die Entwicklung bei jungen Berufstätigen im Alter von 16 bis 29 Jahren, so Meyer. Von ihnen halte inzwischen mehr als jeder Vierte seine Investitionen für das Alter für ausreichend. Noch vor fünf Jahren glaubte das nur jeder Sechste. Angesichts der drohenden Zunahme der Altersarmut gehe es nicht ohne vermehrte private Altersvorsorge, warnt der Vorstand, dessen Bank selbst eine breite Palette an Vorsorgeprodukten vertreibt und ein Interesse daran haben dürfte, mehr Kunden zum Abschluss eines Vertrages zu bewegen.    

 

Zum zehnten Mal in Folge hat das mit der Studie beauftragte Institut für Demoskopie Allensbach Bundesbürger zum Thema Altersvorsorge befragt. Dieses Mal, im August 2012, waren es 1.642 Deutsche ab 16 Jahren. Die Wissenschaftler stellten in der aktuellen Untersuchung unter anderem fest, dass Haushalte, über ein gutes Nettoeinkommen von 2.500 Euro verfügen, inzwischen optimistischer über ihre finanzielle Situation im Ruhestand denken. Dass sie nicht ausreichend fürs Alter vorsorgen, glauben 2012 nur noch 50 Prozent. Im Vorjahr waren es noch 55 Prozent.

 

Weil es der Wirtschaft wieder besser geht, könnte solch ein problematisches Thema wie die Altersvorsorge in den Hintergrund rücken, meint Meyer. Zum anderen könnte die Verunsicherung durch den Beinahe-Kollaps an den Finanzmärkten im Jahr 2008 die Bereitschaft bremsen, sich durch langlaufende Vorsorge zu binden. Dass andererseits auch die niedrigen Zinssätze für klassische Vorsorgeformen wie Lebens- oder Rentenversicherungen viele Deutsche davon abhalten könnten, derzeit mehr Geld in solche Finanzprodukte zu stecken, lässt der Privatkundenvorstand außen vor.    

 

Diejenigen, die in Zukunft doch noch verstärkt vorsorgen wollen, setzten verstärkt auf Immobilien – entweder zur Selbstnutzung oder als Kapitalanlage. Die staatlich geförderte private Riester-Rente büßt indes an Ansehen ein. Als „besonders sichere“ Vorsorgeform nannten sie 2009 noch 23 Prozent der Befragten. 2012 sind es nur noch 16 Prozent. Ein ähnliches Schicksal ereilt die Lebensversicherung. Nur noch 12 Prozent erachten sie heute als „besonders sicheres“ Vorsorgeprodukt. 2009 waren es mehr als doppelt so viele. 

 

2.360 Euro benötigt ein Paar, um im Alter gut leben zu können, rechnet Postbank-Privatkundenvorstand Meyer vor – dreihundert mehr als 2004. Die Inflation spiele bei der Planung der Vorsorge das Alter eine wichtige Rolle. Doch nur die Hälfte der Befragten beziehe den Wertverlust des Geldes in die Vorsorgeplanung ein. Das dürfte unter anderem der Tatsache geschuldet sein, dass Haushalte mit niedrigen Einkommen die finanziellen Spielräume hierfür nicht sehen.

 

Erst kürzlich warnte Bundesarbeitsministerin von der Leyen (CDU) davor, dass Arbeitnehmer, die aktuell 2.500 Euro brutto oder weniger im Monat verdienen, bald in die Altersarmut rutschen und den Gang zum Sozialamt antreten könnten. In der schwarz-gelben Koalition ist inzwischen eine Diskussion um die Zukunft der gesetzlichen sowie privaten Altersvorsorge entbrannt.

 

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