Weniger wichtig, aber reicher

2050 wird Deutschland noch Platz 10 der größten Wirtschaftsnationen der Welt einnehmen, heute Platz 5

Teilen!

Von Hannes Koch

18. Feb. 2015 –

Die ökonomische Bedeutung der Industrieländer in Europa und Nordamerika wird bis 2050 deutlich abnehmen. Staaten wie China, Indien und Nigeria, die heute als Schwellenländer gelten, erobern dann vordere Plätze auf der Liste der weltgrößten Ökonomien. Laut einer aktuellen Prognose der Wirtschaftsprüfungsfirma PwC rutscht Deutschland bis Mitte des Jahrhunderts vom gegenwärtig fünften auf den zehnten Rang.

 

Gemessen an der Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt im Verhältnis zur Kaufkraft) steht China zur Zeit auf Platz 1, knapp vor den USA. Dann folgen Indien, Japan und Deutschland. 2050 soll die Reihenfolge so aussehen: China, Indien, USA, Indonesien, Brasilien, Mexico. Vor Deutschland kommen noch Japan, Russland und Nigeria. Solche Prognosen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen – basieren sie doch auf Annahmen für die künftige Entwicklung, die gegenwärtige Trends fortschreiben. Diese aber können sich ändern.

 

Laut der Schätzung von PwC wird Deutschland 2050 das einzige europäische Land unter den zehn größten Weltökonomien sein. Heute sind noch Großbritannien und Frankreich dabei. Während die Europäische Union insgesamt zur Zeit noch fast gleichauf mit China und den USA liegt, wird ihre gemeinsame Wirtschaftskraft in 40 Jahren vermutlich nur noch für den vierten Platz reichen. Immerhin könnte das vereinte Europa ökonomisch und politisch auch dann noch eine Rolle spielen, obwohl die einzelnen Mitgliedstaaten stark an weltwirtschaftlicher Bedeutung eingebüßt haben.

 

Die Entwicklung kommt PwC zufolge zustande, weil China, Indien, Indonesien, Brasilien, Mexico und andere aufstrebende Nationen ein deutlich höheres Wirtschaftswachstum verzeichnen als die alten Industrieländer. Dort nimmt die Wirtschaftsleistung vermutlich um durchschnittlich bis zu fünf Prozent pro Jahr zu, in den reichen Staaten des Nordens hingegen um 1,5 bis zwei Prozent. Ein Grund: Die Bevölkerung der Schwellenländer wächst, die der Industriestaaten nimmt ab. Trotzdem bleiben diese reicher, vermuten die Forscher. Selbst 2050 werde das Durchschnittseinkommen der Chinesen nicht einmal die Hälfte des US-amerikanischen betragen. Wegen des hohen materiellen Niveaus in Europa dürfte diese Aussage auch für Deutschland zutreffen.

« Zurück | Nachrichten »