Wer besonders viel Anlegergeld verbrennt

Auch drei Dax-Werte unter den größten Kapitalvernichtern

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Von Björn Hartmann

31. Mär. 2023 –

2022 ist nicht gut gelaufen für Uniper. Der Energiekonzern geriet wegen seiner Gasgroßverträge mit Russland im Zuge des Ukraine-Kriegs an den Rand des Zusammenbruchs – Rekordverlust und Staatsrettung inklusive. Der Aktienkurs fiel allein im vergangenen Jahr um knapp 94 Prozent. Anleger hatten schon vorher wenig Freude. Auf der alljährlichen Liste der größten Kapitalvernichter taucht das Unternehmen aus Düsseldorf dennoch nur auf Rang drei auf. Denn zwei Immobilienunternehmen schnitten noch schlechter ab: Corestate Capital und Adler Group.

Vor allem Corestate (Rang 1, Vorjahr 17) frustriert Aktionäre schon länger. Der Kurs fiel binnen fünf Jahren von 54,50 Euro auf 0,50 Euro. Auch bei Adler (Rang 2, Vorjahr 5) laufen die Geschäfte nicht rund, das Vertrauen in den Immobilienentwickler ist geschwunden, frisches Geld kaum zu bekommen. Überhaupt sind auffallend viele Immobilienfirmen unter den 50 größten Kapitalvernichtern zu finden – nicht nur kleine. Am Ende der Liste steht Vonovia, mit fast 550.000 Wohnungen einer der größten deutschen Vermieter. Der Konzern aus dem Deutschen Aktienindex Dax ist neu dabei.

Zwei weitere der wichtigsten börsennotierten Unternehmen in Deutschland finden sich auf der Liste: Continental wie im Vorjahr auf Rang 34 und der Medizinkonzern Fresenius verbessert auf Rang 47 (Vorjahr 29). Die Medizintechnikfirma FMC, bis vor kurzem noch im Dax, stieg neu auf Platz 30 ein. Ceconomy (Media Markt und Saturn), der Stahl- und Autozulieferkonzern Thyssenkrupp sowie das Medienunternehmen ProSiebenSat1 stehen wie in den vergangenen Jahren auf der Liste. Anleger hatten trotz der bekannten Namen wenig Glück mit den Aktien dieser Unternehmen.

Die Nummer 1 von 2021 und 2022, das Biotech-Unternehmen Epigenomics aus Berlin, steht in diesem Jahr auf Rang 7, nicht, weil die Aktie so gut gelaufen ist, sondern „aufgrund der noch schlechteren Performance der anderen Gesellschaften“, wie Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sagt. Die Aktionärsschützer erstellen die Liste jedes Jahr. Sie betrachtet, wie sich der Aktienkurs der jeweiligen Firmen in fünf, drei und dem vergangenen Jahr entwickelt hat. Untersucht werden jene 308 Unternehmen, die im sogenannten Prime Standard der Deutschen Börse notiert sind. Er unterliegt besonderen Berichts- und Transparenzregeln. Nur wer hier notiert ist, kann auch in den Dax oder den MDax der mittelgroßen Werte aufgenommen werden.

Die Top-50-Kapitalvernichter verbrannten danach binnen fünf Jahren rund 75 Prozent des Börsenwerts, Spitzenreiter Corestate sogar 99 Prozent. Der Dax – ohne Dividenden – verlor in den vergangenen fünf Jahren knapp sieben Prozent. DSW-Tüngler sagte, die Liste solle die Aktionäre aufwecken. Es sei wichtig , sich darüber klar zu werden, „in welchem Umfang man bereit ist, Verluste zu tragen und sich auch mal schmerzhaft von einer Aktie zu trennen“.

Tüngler vermutet auch, dass gerade jene Unternehmen auf der Kapitalvernichterliste ihre Aktionäre und Eigentümer eher nicht zu einer Hauptversammlung in Präsenz einladen werden, weil das Management eine intensive Diskussion befürchten müsste. Die Hauptversammlung ist jene Veranstaltung im Jahr, bei der die Aktionäre große strategische Geschäftsentscheidungen wie Zukäufe oder Fusionen beschließen, aber auch den Vorstand für die Arbeit des vergangenen Jahres entlasten. Sie können auch Fragen, was sie im Zusammenhang mit dem Unternehmen auf dem Herzen haben. Das kann langatmig sein, lähmend, aber auch den Vorstand in die Enge treiben.

Mit der Corona-Pandemie verlegten viele Unternehmen die Veranstaltung ins Internet. Das machte sie aus Sicht der DSW nicht besser. Er habe „blutleere, langweilige und teils gar komatöse Veranstaltungen“ erlebt, sagte Tüngler. Nicht jede Hauptversammlung muss laufen wie jene von Daimler 2016 in Berlin, als die Polizei einschreiten musste, weil sich Aktionäre um Würstchen am Buffet stritten. Aber inhaltlich sollte es schon etwas bringen. Der DSW befürwortet sogenannte hybride Hauptversammlungen – in Anwesenheit und virtuell.

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