Wer zahlt die Impfung?

Kassen drohen mit höheren Beiträgen / Bund will nichts extra zahlen

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Von Wolfgang Mulke

07. Aug. 2009 –

Die Krankenkassen drohen mit höheren Beiträgen, wenn sie auf den Kosten für die Impfung gegen die Schweinegrippe sitzen bleiben sollten. „Ohne eine Kompensation müssten die Krankenkassen die Zusatzbelastungen über Zusatzbeiträge finanzieren“, heißt es in einer Stellungnahme des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV). Andernfalls bliebe eine Erhöhung des allgemeinen Beitragssatzes.

Die Kassen gehen von Impfkosten zwischen 700 Millionen und einer Milliarde Euro aus, wenn im Herbst die größten Risikogruppen gegen den Virus immunisiert werden sollen. Zuerst sollen chronisch Kranke, Schwangere und das mit der Krankheit in Berührung kommende Personal geimpft werden. Sobald genug Serum produziert wurde, können sich dann auch andere Bevölkerungsgruppen gegen die Krankheit wappnen. Experten rechnen damit, dass Ende September die ersten Mittel zur Verfügung stehen.

Dien Krankenkassen sehen in der erwarteten Pandemie einen nicht vorhersehbaren Ausgabenanstieg, für den der Steuerzahler aufkommen soll. Das sieht der Bund ganz anders. „Für die Impfaktion stehen genug Finanzmittel zur Verfügung sagte Gesundheitsstaatssekretär Theo Schröder. Die Forderung der Kassen nach mehr Geld sei angesichts der vielen offenen Fragen im Umgang mit der Epidemie und der Vorbeugung dagegen unangemessen.

Die Bundesregierung verspricht, dass jeder Bürger kostenlos eine Impfung erhalten wird, sobald genügend Impfstoff produziert wurde. Auch die Praxisgebühr wird nicht erhoben, sofern die Spritze in der Arztpraxis verabreicht wird. Allerdings arbeiten die Experten an einem Stufenplan, bei dem zunächst die besonders gefährdeten Menschen berücksichtigt werden. Erst danach steht der Impfstoff auch dem Durchschnittsbürger zur Verfügung. Nach zwei Impfungen innerhalb von zehn Tagen setzt die Immunisierung dann ein.

Das Paul-Ehrlich-Institut rechnet im Herbst mit einer Krankheitswelle in Deutschland, die auch Todesfälle mit sich bringen könnte. Wie schnell und wie weit sich die Schweinegrippe verbreitet, ist offen. Die Krankenkassen rechnen aufgrund der Beobachtungen in Mexiko, dass zwischen 28 Prozent und 68 Prozent der Bevölkerung infiziert werden könnte.

Die Vorbereitungen für den Ernstfall verlaufen in den einzelnen Bundesländern Schröder zufolge unterschiedlich. Nordrhein-Westfalen sei beispielsweise bei der Organisation weit vorangekommen. Die Einrichtung von Impfstationen abseits des Patientenverkehrs in den Arztpraxen sowie die Impfung in den Gesundheitsämtern sowie direkt in großen Betrieben würden dort geprüft.


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