Werbung mit dem Warentest wird jetzt teuer

Mit neuen Lizenzregeln will die Stiftung Warentest Schummeleien mit guten Noten eindämmen

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Von Wolfgang Mulke

01. Jul. 2013 –

Der gute Ruf der Stiftung Warentest lässt die Kassen bei manchen Firmen klingeln. Denn gut bewertete Produkte ziehen viele Käufer an. Deshalb kennzeichnen die Unternehmen ihre Angebote gerne mit dem Logo der Verbraucherschützer, zumindest wenn sie ein „gut“ oder „sehr gut“ vorweisen können. Doch ganz verlassen konnten sich die Kunden auf diese Art des Siegels nicht. Immer wieder missbrauchten Hersteller das Logo. „Es wurde mit uralten Noten geworben oder Produkte nach dem Test sogar verändert“, bedauert der Chef der Stiftung, Hubertus Primus.

 

Veraltete Werbung war laut Primus ein großes Problem im Umgang mit dem Gütezeichen. So fänden sich bei Matratzenhändlern noch Testurteile aus den neunziger Jahren. Verhindern konnten die Warentester den Missbrauch nur selten. Nach den bisherigen Bedingungen hätten nur die Konkurrenten oder die Verbraucherzentralen dagegen vorgehen können. Das ändert sich nun.

 

Seit dem 1. Juli müssen Unternehmen, die mit dem Logo werben wollen, einen Lizenzvertrag mit der Stiftung abschließen. „In den Verträgen ist genau festgelegt, was erlaubt ist und was nicht“, sagt Primus. Damit soll die Werbung wieder mit den Tatsachen in Übereinkunft gebracht werden. Zudem wird den Herstellern tief in die Tasche gegriffen. 7.000 Euro kostet die Verwendung des Markenzeichens der Stiftung für ein Jahr. Wird ein Produkt auch im Fernsehen oder im Kino beworben, werden 15.000 Euro. Für das zweite Jahr gibt es einen Nachlass. Länger darf ein Testergebnis gar nicht mehr angepriesen werden.

 

Bis Ende dieses Jahres gibt es noch eine Übergangsregelung für ältere Testergebnisse. Dann gilt das neue Lizenzverfahren für alle Unternehmen. Ob daraus auch ein gutes Geschäft wird, muss sich erst zeigen. Denn das Geld fließt nicht an die Stiftung Warentest, sondern an das gemeinnützige Gesellschaft für Gütesicherung und Kennzeichnung (RAL), die auch den „Blauen Engel“ herausgibt. Die RAL schickt Späher in die Geschäfte und durchforstet das Internet nach einer missbräuchlichen Verwendung des Logos. Das kostet etwas. Wie viel Geld am Ende für die Stiftung übrig bleibt, ist offen.

 

Der Einzelhandel begrüßt zwar das Lizenzverfahren, weil unseriösen Anbietern damit die Grundlage für Schummeleien genommen wird. „Allerdings halten wir die Kosten für die Lizenzen für zu hoch“, sagt der Chef des Handelsverbands, Stephan Tromp. Die Gebühren könnten sich die Hersteller von Markenware eher leisten als die von Eigenmarken. Denn letztere brächten geringere Margen ein. So könne schnell der Eindruck entstehen, Markenartikel seien besser, weil sie häufiger mit den Testergebnissen werben. Die Stiftung weist diese Kritik zurück. Es würden nur bundesweit erhältliche Produkte getestet. Im Vergleich zu den Werbeaufwendungen dafür sei die Gebühr zu verkraften.

 

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