Wie Barzahlen die Umwelt trifft

EZB ermittelt die ökologischen Folgen des Einkaufens mit Euro-Scheinen. Vor allem Geldautomaten belasten

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Von Björn Hartmann

12. Dez. 2023 –

Wer den Einkauf im Supermarkt mit einem 50-er bezahlt, denkt in der Regel nicht daran, wie sehr das gerade die Umwelt belastet. Die Experten der Europäischen Zentralbank (EZB) wollten es dennoch wissen. Schließlich sind große Mengen an Scheinen im Umlauf, sie sind aus speziellem Papier, bedruckt mit spezieller Tinte. Da kommt einiges zusammen. Wie groß also sind die ökologischen Folgen des Barzahlens?

Überraschend gering. Im Schnitt liegt der jährliche Durchschnittswert für Barzahlungen mit Euro-Scheinen bei 101 Mikropunkten, wie die Experten errechnet haben. Das entspricht 0,01 Prozent des gesamten jährlichen Umweltfußabdrucks eines EU-Bürgers, den die EZB mit 1.003.686 Mikropunkten angibt. Einen ähnlich hohen Wert hat, acht Kilometer mit dem Auto zu fahren. Ein T-Shirt aus Baumwolle herzustellen und 52 Mal zu waschen, kommt auf fast die siebenfache Punktzahl.

Den größten Einfluss auf die Umwelt haben die Geldautomaten, über die die meisten Menschen sich Bargeld beschaffen. Der Energieverbrauch der Geräte macht 37 Prozent der Belastung aus, der Transport der Geldscheine von den Druckereien zu den Lagern und dann später zu den Automaten steht für 35 Prozent. Die Produktion der Scheine selbst trägt nur 14 Prozent bei.

Untersucht hat die EZB Daten von fünf Papiermühlen und sieben Rohstofflieferanten, elf Druckereien, Notenbanken und Geldautomaten. Betrachtet wurden Rohstoffe, etwa Baumwolle, Tinte, Folie für Sicherheitsstreifen, Energieverbrauch, Transport, Schreddern ungültiger Banknoten. Die Informationen stammen von 2019. Im Zuge der Pandemie haben einige Menschen ihr Zahlverhalten geändert, bezahlen lieber kontaktlos. Das ist nicht in die Untersuchung eingeflossen. Die EZB berücksichtigte auch die Umwelteffekte der Maschinen nicht, die zur Banknoten-Produktion nötig sind. Und sie ließ Münzen unbeachtet. Eine vergleichbare Untersuchung für digitale Bezahlmethoden etwa mit Karten oder Telefon gibt es bisher nicht. Für den digitalen Euro, an dem die EZB arbeitet, ist eine vorgesehen.

Bereits 2004 hat die Notenbank Umweltfolgen der Euro-Scheine ermittelt. Die Ergebnisse von damals lassen sich wegen einer anderen Berechnungsgrundlage nur schlecht vergleichen. Zu sehen ist aber offenbar, dass etwa Geldautomaten deutlich effizienter und damit umweltfreundlicher geworden sind.

Bargeld ist immer noch das wichtigste Zahlungsmittel in den derzeit 20 Ländern der Euro-Zone. Nach Angaben der EZB sind mehr als 29 Milliarden Scheine im Umlauf. Sie haben einen Gesamtwert von mehr als 1,5 Billionen Euro. Der häufigste Schein ist der 50-er, am meisten benutzt werden allerdings 5-er, 10-er und 20-er. Sie gehen auch am schnellsten kaputt. Im Schnitt verbraucht ein EU-Bürger rund zwölf Euro-Banknoten im Jahr. Mit Abstand am stärksten belastet ist der 20-er. Allein vier solcher Scheine pro Kopf muss die EZB jedes Jahr ersetzen. Dazu kommt der Tausch  von drei 10-ern.

Auch wenn Barbezahlen die Umwelt nur gering beeinflusst, will die EZB die Banknoten umweltfreundlicher machen. So stammt die Baumwolle, aus der das Papier der Scheine gewonnen wird, seit diesem Jahr aus nachhaltigen Quellen. Künftig soll sie Bio-Qualität haben. 5-er, 10-er und 20-er sind inzwischen beschichtet, damit sie länger halten. Ist ein Schein nicht zu retten, wird er geschreddert und muss inzwischen recycelt werden. Die Schnipsel zu verbrennen oder auf Müllkippen zu bringen, ist seit 2022 verboten. Die neue Euro-Serie, an der die EZB gerade arbeitet, soll noch umweltfreundlicher werden.

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