Wie sauber ist der Fußball?

Das Geschäft Fußball agiert oft an der Grenze des Strafraums. Ein Würzburger Club zeigt, wie es sauber zugehen kann.

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Von Wolfgang Mulke

19. Mär. 2014 –

Wirtschaft / Fußball / Mulke

 

Von der ersten Bundesliga sind die Würzburger Kickers weit entfernt. Der semiprofessionell geführt e bayrische Club peilt mittelfristig den Aufstieg aus der vierten in die dritte Liga an. Dafür spielen die Kickers anderswo schon in der obersten Liga der Fußballvereine. Im Gegensatz zu den reichen Erstligisten beschäftigen die Würzburger einen so genannten Compliance Officer. Sie sind die einzigen, die sich einen Spezialisten für die gute Unternehmensführung leisten. Zumindest ist der Deutschen Fußball Liga (DFL), dem Dachverband der Proficlubs, kein zweites Beispiel bekannt.

 

Gerade im Fußball liegt dort vieles im Argen. So verlangen vor allem in den unteren Klassen Spieler schon mal ein Handgeld für den Vereinswechsel. „Es wird öfter von Spielern gefragt, ob wir so etwas bezahlen“, sagt der Sportvorstand der Kickers, Benjamin Hirsch, „wir lehnen Handgelder ab.“ Die korrekte Ausgestaltung der Verträge ist eine der Aufgaben von Thomas Weiß, den vom Verein für eine saubere Geschäftsführung angeheuert wurde. Der Jurist berät sonst Industrieunternehmen bei der ethisch seriösen Gestaltung ihrer Geschäftsbeziehungen. „Wir haben die Compliance-Grundsätze bei allen Spielerverpflichtungen eingehalten“, stellt er nach seinem ersten Jahr mit den Würzburgern fest.

 

Der Profisport ist in vielerlei Hinsicht anfällig für versteckte Fouls. Immer wieder werden schwarze Kassen bekannt. Spiele werden von der Wettmafia manipuliert, Sportler dopen. Auch das Verhältnis der Sponsoren zu ihren Kunden kann die Grundsätze der guten Unternehmensführung verletzen, wenn Einladungen in die VIP-Logen den Verdacht der Bestechlichkeit nähren. So hat der Energiekonzern EnBW vor einigen Jahren für wichtige Politiker zu Fußballmatches eingeladen. Der damalige Vorstandschef wurde vom Vorwurf der Vorteilsgewährung freigesprochen. Doch die Grenze zwischen erlaubten und verbotenen Handlungen ist kaum genau auszumachen.

 

Während sich die großen Unternehmen einem Kodex unterwerfen, in dem die wichtigsten Felder einer guten Unternehmensführung festgeschrieben sind, ist dies im Profifußball eher selten. Laut DFL haben sich alle Bundesligisten zur Einhaltung der Regeln bekannt. Borussia Dortmund veröffentlicht seine Berichte dazu auch umfänglich im Internet. Doch Fachmann Weiß sieht noch große Defizite. „Es laufen Dinge, die nicht rechtskonform sind“, sagt er mit Blick auch auf die unteren Ligen. Dies gelte insbesondere für die Spielerverträge.

 

Ein schlechtes Gewissen legt in der Branche kaum jemand an den Tag. Clubs werden häufig von der örtlichen Prominenz gesteuert. Dem Wunsch nach sportlichen Erfolgen werden andere Aspekte der Geschäftsführung schon mal untergeordnet. „Der Fußball begreift sich als eigene Welt“, hat Weiß beobachten müssen. Dabei ist das Spiel um Tore und Punkte längst ein Milliardengeschäft. Allein die 18 Erstligisten in Deutschland setzten in der vergangenen Saison gut 2,1 Milliarden Euro um. Und die zweitklassigen Vereine steuerten weitere 400 Millionen Euro bei.

 

Beim Fußball gelten offenkundig andere Maßstäbe als im normalen Geschäftsleben. Das zeigte sich in den letzten Monaten im Umgang der Bayern-Führung mit Uli Hoeneß. Im Aufsichtsrat sitzen die Vorstandschefs großer Konzerne wie der Telekom, adidas oder VW, die in ihren eigenen Häusern strenge Compliance-Richtlinien aufgestellt haben. Wohl in keinem der Unternehmen hätte sich ein bekennender Steuerhinterzieher noch als Aufsichtsratschef halten können. Doch im Fall Hoeneß drückten sie bis zuletzt alle Augen zu. „Zwei Rechtsgutachten kamen zu dem Schluss, dass Uli Hoeneß trotz Anklageerhebung im Amt bleiben kann“, rechtfertigt Sponsor Audi die Treue.

 

Jurist Weiß sieht diese Haltung sehr kritisch. Denn wie wollen die Vorstände noch ihren eigenen Beschäftigten vermitteln, dass es im Geschäftsleben sauber zugehen soll, wenn im Zweifel doch andere Maßstäbe angelegt werden? „Das hat Rückwirkungen auf die Unternehmen“, fürchtet der Experte. Ähnlich haben sich auch andere Compliance-Manager geäußert.

 

Auch die Antikorruptionsorganisation Transparency International (TI) sieht große Mängel in der Führung des Profifußballs. „Das ist eine Branche mit hohem Risiko“, warnt TI-Sportexpertin Sylvia Schenk. Zum Beispiel würde noch viele Transfers mit Bargeld abgewickelt. Sie fordert von den Clubs oder der DFL ein besseres Risikomanagement, auch um bei den vielen Interessensverquickungen von Sport, Sponsoren, Politikern und Medien sauber zu bleiben. „Das ist ja kein Hexenwerk“, sagt die Juristen, „so ein Konzept hat man in zwei Tagen erarbeitet.“

 

 

 

 

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