Wieder einmal steigt die Stromrechnung
Sind die Kosten der Ökoenergie die Ursache - oder die Gewinnmargen der Unternehmen, wie das Öko-Institut meint?
01. Jul. 2013 –
Die Privathaushalte müssen im kommenden Jahr voraussichtlich abermals mehr Geld für Strom ausgeben. Einer Prognose des Öko-Instituts zufolge steigt dann die Umlage für Elektrizität aus erneuerbaren Quellen von jetzt 5,3 auf etwa 6,1 Cent pro kWh. Das würde etwa zwei Euro monatlicher Mehrkosten für einen Durchschnittshaushalt ausmachen. 2015 soll die Umlage dann allerdings sinken.
Wie geht es mit der Ökostrom-Umlage weiter?
Gegenwärtig kostet eine Kilowattstunde für Privathaushalte etwa 28,5 Eurocent. Knapp ein Fünftel davon beträgt die Ökostrom-Umlage – aktuell 5,3 Cent. 2014 soll dieser Posten 6,1 Cent betragen, 2015 dann 5,77 Cent, 2016 schließlich 6,22 Cent. Seit 2010 ist die Umlage stark gestiegen. Damals betrug sie nur rund zwei Cent. Den stärksten Anstieg aber haben wir hinter uns – wenn die Prognosen zutreffen.
Warum steigt die Umlage überhaupt?
Mit ihrer Hilfe decken die Stromversorger die Lücke zwischen der finanziellen Förderung, die sie unter anderem an Wind- und Sonnenkraftwerke zahlen müssen, und dem Preis, den sie an der Börse selbst für ihre Elektrizität erhalten. Weil in den vergangenen Jahren viele Wind- und Solarkraftwerke neu gebaut wurden, stiegen die Kosten für den Ökostrom. Andererseits drückt das zusätzliche Elektrizitätsangebot den Strompreis an der Börse. Dadurch kann es passieren, dass die Stromversorger eine größere Deckungslücke mit der Umlage schließen müssen, die alle Privathaushalte und viele Firmen bezahlen.
Warum profitieren die Haushalte nicht vom sinkenden Börsenpreis?
Um die Antwort ist ein Streit im Gange. Felix Matthes vom Öko-Institut argumentiert, die „Systemkosten“, die Summe aus Börsenpreis und Ökoumlage, würden in den nächsten Jahren sinken. Eigentlich müssten deshalb die Strompreise für die Verbraucher zurückgehen. Schon in den vergangenen Jahren aber hätten die Stromversorger die abnehmenden Börsenpreise nicht an die Privathaushalte weitergegeben, sondern lieber ihren Profit erhöht, so Matthes.
Was sagen die Unternehmen dazu?
Der Bundesverband der Energiewirtschaft (BDEW) weist diese Interpretation zurück: „Die Treiber beim Strompreis sind ganz klar die stark gestiegenen Steuern und Abgaben des Staates“ - wozu auch die Ökoumlage gehöre. Demgegenüber sei der Anteil der Firmen am Strompreis (Beschaffung, Großhandel, Vertrieb, Service) „seit fünf Jahren nahezu stabil“ geblieben, erklärt BDEW-Sprecher Frank Brachvogel. Allerdings weigert sich der Verband, die durchschnittliche Gewinnmarge seiner Mitglieder und ihre Entwicklung zu benennen.
Was kann man gegen den steigenden Strompreis tun?
Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) hat erfolglos versucht, eine „Strompreisbremse“ durchzusetzen. Unter anderem wollte er die Förderung für die Ökoenergie reduzieren. Zweiter Ansatzpunkt: Weniger Ausnahmen von der Ökoumlage für Unternehmen, die viel Strom verbrauchen. Das forderten am Sonntag auch die Grünen. Weil große Unternehmen wenig bezahlen, müssen die Privathaushalte und kleineren Firmen gegenwärtig mehr entrichten. Einen weiteren Hebel brachte am Montag Experte Matthes in´s Gespräch: Aufgrund des Paragrafen 39 des Energiewirtschaftsgesetzes habe das Wirtschaftsministerium die Möglichkeit, die Stromversorger zu zwingen, die sinkenden Börsenpreise an die Verbraucher weiterzugeben. Beim BDEW hieß es, diese Variante kenne man nicht. Das Wirtschaftsministerium antwortete bis Redaktionsschluss nicht auf die Anfrage dieser Zeitung.