Wirecard erhält Unterstützung aus Japan

Softbank steigt mit einer Milliarde Euro ein

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24. Apr. 2019 –

Der deutsche Zahlungsdienstleister Wirecard erhält eine Finanzspritze von dem Technik-Konzern Softbank aus Japan. Das Tokioter Unternehmen investiere 900 Millionen Euro, teilte Wirecard am Mittwoch mit. Die Hilfsaktion ist hochwillkommen: Die Wirecard-Aktie war nach Betrugsvorwürfen unter Druck geraten. Softbank wiederum genießt in der Finanzwelt einen legendären Ruf als geschickter Investor. Die Aktie von Wirecard gewann im Laufe des Mittwochs daher wieder deutlich an Wert.

Wirecard ist mit dem Vorwurf konfrontiert, bei Erwerb einer Geschäftslizenz für Hongkong betrogen zu haben. Firmenchef Markus Braun beteuert hartnäckig die Unschuld des Unternehmens. Die britische Zeitung „Financial Times“ hatte jedoch im Februar berichtet, eine Wirecard-Tochter in Singapur habe ihre Bücher gefälscht, um den Einstieg in Hongkong vorzubereiten und insgesamt profitabler auszusehen. Seitdem war die Wirecard-Aktie um bis zu 40 Prozent gefallen. Es handelt sich um ein wichtiges Wertpapier: Es ist im Dezember in den deutschen Leitindex Dax aufgerückt.

Der Einstieg von Softbank gilt nun als Vertrauensbeweis eines hochseriösen Investors. Softbank-Chef Masayoshi Son hat ein besonders gutes Händchen für erfolgreiche Geldanlagen. Er ist unter anderem Geldgeber des Fahrdienstes Uber, des Chiphersteller Nvidia oder der Roboterfirma BostonDynamics. Son hat den chinesischen E-Commerce-Anbieter Alibaba bereits finanziert, als dieser noch ein unbekanntes Startup war. Softbank verwaltet heute Firmenanteile im Wert von rund 100 Milliarden Euro und ist damit der größte Technik-Fonds der Welt.

Wirecard passt bestens zu den Softbank-Investitionen. Das Unternehmen aus Aschheim bei München arbeitet an der Schnittstelle von Internet und Finanzen. Es baut dabei Brücken zwischen der chinesischen und der westlichen Geschäftswelt – genau wie Investor Softbank. Während Softbank in Alibaba investiert hat, ermöglichte Wirecard den Einstieg der Finanztochter Alipay in Europa. Wenn bei Rossmann die Zahlung mit der Alipay-App möglich ist, steckt dahinter Wirecard. Das Unternehmen bietet jedoch auch Kreditkarten und andere eher herkömmliche Zahlungsdienste an. Wirecard kommt auf einen Umsatz von gut zwei Milliarden Euro im Jahr.

Softbank leiht Wirecard die 900 Millionen Euro zunächst in Form von Anleihen, die sich jedoch in der Zukunft in Aktien umwandeln lassen, statt sie in Bar zurückzuzahlen. Erfolgt die Umwandlung, erhält Softbank einen Anteil von gut fünfeinhalb Prozent an Wirecard. Das sei eine durchweg positive Nachricht für Wirecard, urteilten Analysten der Baader Bank in einer Mitteilung.

Wirecard hat in seiner erst 20-jährigen Firmengeschichte schon viele Höhen und Tiefen erlebt. Im vergangenen Jahr war die Internetfirma zeitweilig mehr wert als die Deutsche Bank. Dabei stand das Unternehmen nach dem Platzen der Internetblase Anfang des Jahrhunderts kurz vor der Pleite. Nur das Geschäft mit Erotik- und Glücksspielseiten sicherte damals das Überleben. Wirecard ermöglichte es den Schmuddel-Websites, ihren Kunden Kreditkartenzahlungen anzubieten. Schneller als der Wettbewerb hat Wirecard dann auch für sauberere Geschäftszweige das digitale Bezahlen im Netz oder an der Ladenkasse ermöglicht – auch in Asien. Firmenchef Braun wurde dadurch selbst zum Milliardär.

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