Wirtschaftliche Unsicherheit durch chinesische Abwertung

Der Kurs des Renmimbi sinkt. Deutsche Unternehmen leiden zunächst kaum. Die relative Schwäche der chinesischen Wirtschaft könnte sich aber zu einem Krisenphänomen auswachsen

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Von Hannes Koch

13. Aug. 2015 –

Die Abwertung der chinesischen Währung könnte zu zusätzlichen Risiken für die hiesigen Unternehmen führen. „Die Regierung in Peking räumt damit eine gewisse Schwäche der Ökonomie ein“, sagt Galina Kolev vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. „Das dürfte sich negativ auf die weltwirtschaftlichen Aussichten auswirken“, vermutet die Ökonomin.

 

Seit Dienstag hat die Nationalbank den Kurs der Landeswährung Renmimbi (Yuan) um gut vier Prozent gedrückt. Während am Wochenanfang 6,8 Renmimbi auf einen Euro kamen, waren es am Donnerstag schon 7,1. „Und die Zeichen deuten auf weitere Abwertungen hin“, so Kolev. Mit sieben Prozent pro Jahr ist das Wachstum der chinesischen Wirtschaft zwar noch immer hoch, aber es geht zurück. Deshalb will die dortige Nationalbank ihre Unternehmen unterstützen.

 

Sinkt der Kurs des Renmimbi im Verhältnis zu Euro und Dollar, geben die chinesischen Exportpreise nach. Textilien und Elektronikartikel aus Fernost könnten für deutsche VerbraucherInnen deshalb etwas billiger werden. Umgekehrt stellt die Abwertung für die deutsche Wirtschaft eine potenzielle Belastung dar. Denn deutsche Exporte nach China werden dort teurer. Chinesische Kunden müssen mehr Geld für einen Audi, BMW, Mercedes oder VW bezahlen, ebenso für Maschinen, Kraftwerke oder Züge.

 

China ist nach Frankreich, den USA und Großbritannien der viertgrößte Exportmarkt für deutsche Produkte. Rund 75 Milliarden Euro betrug der Wert der Ausfuhren 2014 – gut sieben Prozent aller hiesigen Exporte.

 

Trotzdem seien höhere Preise in China „für sich genommen keine akute Bedrohung für die deutsche Konjunktur“, sagt Maximilian Podstawski vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. „Denn der jüngsten Verbilligung der chinesischen Währung war zuvor eine deutliche Verteuerung vorausgegangen. Zudem reagieren Exporte von Investitionsgütern wie Maschinen und Anlagen weniger sensibel auf Preisschwankungen.“ Das eigentliche Problem sieht aber auch Podstawski in „einer nachlassenden konjunkturellen Dynamik in China“. Wenn das Wachstum in der zweitgrößten Volkswirtschaft des Globus abnimmt, kann das auch in anderen Ländern zur Verlangsamung führen.

 

Ökonomin Kolev befürchtet, dass die Entwicklung in China zur globalen Unsicherheit beiträgt. Ohnehin würden Krisen wie in der Ukraine, im Nahen Osten und im Zusammenhang mit dem Euro die Investitionsbereitschaft der Unternehmen schwächen.

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