Wo Urlaub noch günstig ist

Südeuropa bezahlbar, Island teuer

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Von Björn Hartmann

01. Jun. 2023 –

Wegen der immer noch hohen Inflation wird das Leben teurer. Die Bundesbürger geben weniger aus, was die deutsche Wirtschaft zuletzt schrumpfen ließ. Und auch am Sommerurlaub wird gespart, wenn er überhaupt schon gebucht ist. Dabei könnte er günstiger sein, als zu Hause zu bleiben. Wenn das Ziel richtig gewählt ist, wie eine Übersicht des Statistischen Bundesamtes zeigt. Albanien zum Beispiel.

Die Statistiker haben sich vor allem europäische Länder genauer angesehen. Die Daten stammen aus dem März, an den Kaufkraftunterschieden dürfte sich seither aber nur wenig verändert haben. Albanien also: Hotels und Gaststätten sind im Staat auf dem Balkan mehr als halb so teuer wie in Deutschland. Den Zahlen der Statistiker zufolge ist das Land insgesamt sogar billiger als die Türkei, zumindest bei Unterkünften und Restaurants. Das albanische Preisniveau gibt das Statistische Bundesamt mit 43,8 Prozent des deutschen an. Das türkische liegt demnach bei 44,3 Prozent.

Wer allerdings eine Ferienwohnung mietet und sich selbst versorgt, lebt sehr wahrscheinlich in der Türkei am sparsamsten: Fleisch kostet 59 Prozent dessen, was in Deutschland ausgegeben werden müsste, Fisch 42 Prozent, Obst und Gemüse 49 Prozent. Bei Brot sind es 57 Prozent. Insgesamt liegen die allgemeinen Lebenshaltungskosten, die unter anderem Unterkunft, Restaurants, Lebensmittel, Energie und Transport beinhalten, in der Türkei bei 39 Prozent der in Deutschland.

Nun heißt das nicht, dass grundsätzlich alles billiger ist. Denn betrachtet werden Durchschnittswerte. So, wie hierzulande sehr günstig oder teuer übernachtet werden kann, ist das auch Albanien oder der Türkei möglich. Und die Lebensmittelpreise unterscheiden sich regional ebenfalls – wie in Deutschland auch.

Wer Albaniens wilder Landschaft und sonnigen Mittelmeerstränden eher nichts abgewinnen kann, macht auch mit den klassischen deutschen Urlaubszielen wenig falsch. Unterkünfte und Restaurants in Portugal sind etwa 28 Prozent günstiger, in Griechenland 21 Prozent, wie die Statistiker ermittelt haben. Auch Spanien ist noch rund 18 Prozent billiger als Deutschland. Wer in Italien übernachtet und Essen geht, gibt weniger aus als in Deutschland, in Frankreich kostet es etwas mehr. Wobei die Unterschiede im Land groß sind: Die Côte d’Azur ist sicherlich deutlich teurer als Pas-de-Calais im französischen Nordosten.

Wirklich teuer wird es wie schon in der vergangenen Jahren in der Schweiz und Island. So verlangen Hotels und Restaurants der Schweiz im Schnitt 61 Prozent mehr als in Deutschland in Island sind es immer noch 53 Prozent. Insgesamt liegen die Isländer beim Preisniveau sogar noch vor den Schweizern – alles ist teurer, außer Energie und Fisch. In der Schweiz ist nur Energie günstiger als in Deutschland. Ebenfalls höherpreisig sind alle skandinavischen Länder, vor allem die Unterkünfte. Aber auch für Kultur und Freizeitspaß wird den Zahlen zufolge deutlich mehr verlangt als in Deutschland.

Im Urlaub sollte es ein anderer Kontinent als Europa sein? Auch für weiter entfernte Ziele hat das Statistische Bundesamt Zahlen, zumindest was das allgemeine Preisniveau angeht: Besonders teuer sind danach Israel (34 Prozent mehr als in Deutschland), Australien (22 Prozent) und die USA (17 Prozent). Wer weniger ausgeben möchte, kann zum Beispiel Japan (minus vier Prozent) ansteuern, Südkorea (minus 14 Prozent) oder Mexiko (minus 23 Prozent). Nicht eingerechnet sind jeweils die Kosten für die Anreise, die an die Westküste der USA oder nach Mexiko, nach Sydney oder Tokio erheblich sein können.

Für andere Länder lässt sich anhand des sogenannten Big-Mac-Index’ zumindest annähern, was es kostet, dort Urlaub zu machen. Das britische Wirtschaftsmagazin Economist erfasst seit 1986, was für diese Art von Burger der US-Kette McDonald’s im jeweiligen Land kostet – immer umgerechnet in Dollar. Big Mac deshalb, weil es eines der wenigen Produkte ist, die fast überall auf der Welt weitgehend einheitlich sind. Die letzten Zahlen sind vom Januar.

In dieser Liste führt wenig überraschend die Schweiz mit 7,26 Dollar für den Burger vor Uruguay (6,85) und Norwegen (6,59). In der Euro-Zone müssen die Fans der Speise im Schnitt 5,29 Dollar ausgeben. Singapur, Thailand, Vietnam sind alle deutlich günstiger. Nach dem Index wären Südafrika (2,90) und Indien (2,53) Länder, in die es sich mit schmalem Geldbeutel reisen lässt. Besonders wenig kostet der Big-Mac in Ägypten. Mit dem Geld, das für einen Burger in der Euro-Zone im Schnitt fällig wird, bekommt man in Ägypten fast drei.

Der Big-Mac-Index sagt auch nichts über die Zustände im Land aus. Aus deutscher Sicht mögen 2,53 Dollar für einen Burger wenig sein, in Indien ist es allerdings viel Geld. Und auch für ein luxuriöses Hotel wie das Taj Lake im nordwestindischen Udaipur liegen die Zimmerpreise mit Frühstück schnell bei umgerechnet 400 Euro und mehr.

35 Länder einschließlich Deutschland hat sich das Statistische Bundesamt insgesamt genauer angesehen: Was in 33 von ihnen teurer ist als in Deutschland: Alkohol. Nur in Ungarn kostet ein durchschnittlicher Mix entsprechender Getränke vier Prozent weniger als in der Bundesrepublik. Überall sonst zahlen Urlauber für Bier und Wein, Likör und Schnaps teils deutlich mehr. In Island ist das 3,4-fache fällig, in Finnland das 2,6-fache, in der Türkei noch das 2,4-fache.

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