Zeit für einen Wechsel

Noch zwei Wochen lang können Fahrzeughalter ihre Autoversicherung kündigen und zu einem günstigeren Anbieter wechseln/ Tarife vergleichen wird immer schwieriger

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13. Nov. 2009 –

Bis zum 30. November haben Autobesitzer noch Zeit, ihren Kfz-Versicherer zu wechseln. „Fast jeder kann sparen“, sagt Michael Sittig von der Zeitschrift Finanztest, die in der aktuellen Ausgabe (11/2009) über 150 Tarife unter die Lupe genommen hat. „Die Spanne zwischen dem teuersten und billigsten Anbieter für Haftpflicht plus Vollkasko beträgt zum Teil sogar 1000 Euro pro Jahr“, so der Redakteur.

 

Den günstigsten Tarif ausfindig machen, wird von Jahr zu Jahr schwieriger. Mit immer mehr Extras, die die Kunden frei wählen können, peppen Versicherungsgesellschaften ihre Policen auf. Ob Mallorcapolice, Rabattretter oder Chefarztbehandlung, durch die Zusatzangebote lassen sich die Leistungen in den unterschiedlichen Tarifen kaum noch vergleichen.

 

Mit einer neuen Strategie wollen erste Anbieter den jährlichen Massenwechsel Ende November verhindern. Die Ergo Gruppe (D.A.S., Hamburg-Mannheimer, Victoria, Karstadt-Quelle-Versicherungen) und die Allianz bieten Verträge mit flexiblen Zahlungsterminen. Die Kunden können ab sofort wählen, ob sie die Versicherungssumme wie üblich am 1. Januar oder einem der elf anderen ersten Monatstage, etwa dem 1. Juni, begleichen wollen. Das hört sich toll an, hat aber Haken.

 

Der Bund der Versicherten (BdV) bezeichnet die flexiblen Vertragslaufzeiten als einen „Trick“. „Verbraucher laufen Gefahr, den Wechseltermin zu verpassen – schon allein deswegen, weil der Versicherungswechsel zu dem Zeitpunkt garantiert kein

Thema für die Medien sein wird“, erklärt Vorstandsmitglied Thorsten Rudnik. So würden betroffene Versicherte nicht durch Zeitungs- oder Fernsehberichte auf die Möglichkeit des Wechsels hingewiesen werden.

 

Ergo und Allianz weisen die Kritik an der Flexibilisierung zurück. Schließlich könnten Kfz-Halter weiterhin den 1. Januar als Termin für die Hauptfälligkeit wählen. Beide Assekuranzen sehen darüber hinaus einen Vorteil in der finanziellen Entlastung der Kunden, gerade zum Jahresbeginn. Schließlich kämen auf Versicherte zu diesem Zeitpunkt in der Regel viele Verbindlichkeiten zu, und Beiträge für Rechtsschutz-, private Haftpflicht oder Hausratpolice würden beispielsweise fällig. „Obendrein fallen die Weihnachtsgelder auch nicht mehr so üppig aus wie in vergangenen Jahren“, fügt Allianz-Sprecherin Claudia Herrmann hinzu.

 

Beim unabhängigen Onlinevergleichsportal check24.de sieht man in den flexiblen Laufzeiten noch ein ganz anderes Problem. „Möchten Kunden mit einem solchen Vertrag den Versicherer wechseln, könnten sie unter Umständen bei der Hochstufung in die nächst bessere Schadenfreiheitsklasse benachteiligt werden“, erläutert der Leiter der Unternehmenskommunikation Daniel Friedheim. Wechselt demnach ein Versicherter von einer Assekuranz mit üblicher Hauptfälligkeit am 1. Januar zu einem Versicherer, dessen Zahlungstermin beispielsweise im Juni ist, rutscht er möglicherweise erst ein halbes Jahr später in die nächst höhere Schadenfreiheitsklasse.

 

Auch im Internet lauern auf Wechselwillige Fallen. Nicht alle Preisvergleichsportale sind so unabhängig, wie sie es den Surfern vorgaukeln. „Auf manchen Seiten tauchen nur bestimmte Versicherer auf, weil sie den Portalbetreibern Povisionen für die Kundenvermittlung zahlen“, erklärt BdV-Experte Rudnik. Vorsicht sei auch geboten, wenn zu viele persönliche Daten abgefragt werden, warnt Rudnik. Hier besteht die Gefahr, dass der Anbieter nur auf Datenfang aus ist.

 

Auch die Verbraucherzentralen der einzelnen Bundesländer bieten Kfz-Versicherungschecks an. Unter der Nummer 0900-1-77 44 43 (1,75 Euro pro Minute aus dem deutschen Festnetz) zum Beispiel, stehen die Experten der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg mit Rat und Tat zur Seite, individuell günstige Angebote zu finden. Und für 16 Euro hilft die Stiftung Warentest, preiswerte Haftpflicht- und Kaskoversicherer ausfindig zu machen. Informationen gibt es im Internet unter www.test.de/themen/auto-verkehr/analyse.

 

Finanztester Michael Sittig hat für Wechselwillige einen besonderen Tipp: „Die Basistarife der Direct Line, der Europa und der deutschen Internet  tauchen besonders oft in den Listen der günstigen Angebote auf.“ Jedoch könne man Direct Line und Europa nur per E-Mail, Telefon oder Post erreichen und die deutsche Internet ausschließlich online. Wenn man einen Versicherer mit Außendienst bevorzugt, findet man bei HUK-COBURG und DEVK günstige Angebote, verrät der Experte.   

 

     

 

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