Zwei kleine statt einer großen Bank

Ex-SPD-Finanzminister Steinbrück schlägt vor, Finanzinstitute aufzuspalten

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Von Hannes Koch

24. Sep. 2012 –

Regierungen und Steuerzahler sind Geiseln der Banken – diesen Eindruck werden viele Bürger seit Beginn der Finanzkrise 2007 nicht mehr los. Nicht nur sie: SPD-Kanzlerkandidat in spe Peer Steinbrück macht das Unwohlsein nun zum Wahlkampfthema für 2013. Am Dienstag stellt er der SPD-Fraktion ein Papier vor, in dem er die Aufspaltung der Großbanken vorschlägt.

Heute betreiben die meisten international tätigen Institute zwei Arten von Geschäften. Einerseits leisten sie ihren Beitrag zur Versorgung der Gesellschaft mit Geld. Sie verwalten die Konten von Privathaushalten und Unternehmen. Außerdem geben die Institute den Bürgern und Firmen Kredite.

Zweitens investieren die großen Geldhäuser auf den internationalen Finanzmärkten. Dort verhelfen sie beispielsweise Facebook zum Börsengang, handeln mit Aktien, Staatsanleihen und verschiedenen Arten von Wertpapieren, die von realen Werten abgeleitet sind. Diese Finanzgeschäfte haben dazu beigetragen, dass die Institute gigantische Summen bewegen. So umfasste die Jahresbilanz der Deutschen Bank 2011 rund 2,2 Billionen Euro. Das entspricht etwa 90 Prozent der Wirtschaftsleistung ganz Deutschlands.

Das Investmentbanking lockt mit hohen Gewinnen, aber auch die Gefahr von Verlusten ist groß. In einer dem Lehman-Crash von 2008 vergleichbaren Bankpleite können die Vermögen von Millionen Bürgern verrauchen, die mit dem Investmentbanking gar nichts zu tun haben. Deswegen hat in der Finanzkrise die Bundesregierung mehrere Banken mit Milliarden Euro Steuergeld „gerettet“.

Steinbrück schlägt nun vor, Institute wie die Deutsche Bank, die Commerzbank oder die HypoVereinsbank in jeweils zwei Säulen unter einer gemeinsamen Holding aufzuspalten – einerseits das Einlagen- und Kreditgeschäft, andererseits das Investmentbanking. Ähnliche Vorhaben gibt es auf europäischer Ebene, in Großbritannien und den USA. Für die Risiken der Investmentbank sollen laut Steinbrück ausschließlich die Aktionäre und Geldgeber haften, die sich explizit im Investmentgeschäft engagiert haben. Sie müssten selbst einen Sicherheitsfonds finanzieren, der für Deutschland mindestens 150 Milliarden Euro beinhaltet. Öffentlich abgesichert wäre dagegen nur das Einlagengeschäft.

„Wenn eine Trennung vorgenommen wird, dann sollte man sie konsequent umsetzen“, sagt Dorothea Schäfer von Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Von der Holding-Lösung hält sie nichts. Großbanken müssten in zwei völlig voneinander getrennte Institute zerlegt werden. Nur „dann ließe sich die Investmentbank im Notfall leichter restrukturieren, verkleinern oder abwickeln.“ Die Gefahr wäre geringer, dass doch wieder Einlagen von Privathaushalten und Unternehmen in den Strudel gerieten.

Die Bremer Ökonomie-Professorin Mechthild Schrooten warnt davor, ein Trennbanken-System zu etablieren. „Das lenkt vom eigentlichen Problem ab.“ Dieses bestehe in einem Überschuss „vagabundierenden Kapitals“ auf den Finanzmärkten. Um trotz des Überangebotes Rendite zu erwirtschaften, würden Banken und Investoren dazu tendieren, zunehmend risikoreiche Geschäfte betreiben, so Schrooten. Dieser Mechanismus lasse sich nur durchbrechen, indem die Regierungen die Institute verpflichten, ihre Geschäfte mit einem höheren Anteil an Eigenkapital zu unterlegen als heute. „Das verringert das Risiko und verkleinert die Bilanzen“, so Schrooten.

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